Akteur*innen der nachhaltigen Palmölwirtschaft diskutieren über Umsetzung der EU-Abholzungsverordnung

Einen Monat nach der Verabschiedung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) diskutierten Branchenführer*innen, Vertreter*innen von Kleinbauern und -bäuerinnen, Expert*innen der Zivilgesellschaft und Regierungsvertreter*innen über das weitere Vorgehen. 300 Teilnehmende kamen am 14. Juni in Frankfurt (Main) zum Sustainable Palm Oil Dialogue (SPOD) zusammen, um sich darüber auszutauschen, wie die Verordnung in der 18-monatigen Übergangsphase am effektivsten umgesetzt werden kann.

Die Organisatoren drückten ihre Unterstützung für die Verordnung aus und betonten, dass die Rückverfolgbarkeit für nachhaltig erzeugtes Palmöl schon relativ weit fortgeschritten ist. Teilnehmenden diskutierten über die verbliebenen Herausforderungen und Lösungen, um negative Auswirkungen auf Kleinerzeugende und kleine und mittlere Unternehmen zu vermindern.

Gemeinsam für nachhaltiges Palmöl

“Risikominderung muss ganzheitlich sein – sie muss soziale und ökologische Aspekte in Wertschöpfungsketten berücksichtigen und ausbalancieren”, betonte Sophia Gnych, Policy Analyst bei der OECD, in ihrer Keynote. “Umfassende und fortlaufende Sorgfaltspflichten und Risikominderung sind nun ein Teil der Geschäftskosten.”

Um ihren Sorgfaltspflichten entlang der EUDR und weiterer geplanter Gesetzesvorhaben nachzukommen, brauchen Unternehmen transparente Lieferketten.

Zwar gibt es eine wachsende Zahl von Rückverfolgbarkeitslösungen, doch sind diese bisher kaum interoperabel. Im Rahmen der Konferenz hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, über Datenstandards, gemeinsame Nutzung und Interoperabilität zu diskutieren. Die Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten (INA) präsentierte die Digital Integration of Agricultural Supply Chains Alliance (DIASCA) als einen Multi-Stakeholder-Ansatz zur Interoperabilität zwischen verschiedenen IT-Lösungen. Der RSPO stellte seine Pläne für eine neue digitale Plattform zur Rückverfolgbarkeit vor, die es den Mitgliedern auch ermöglichen wird, über den konventionellen Teil ihres Palmöls zu berichten.

Im oleochemischen Sektor ist Rückverfolgbarkeit noch komplexer. Die Teilnehmer hatten die Gelegenheit, die einzigartige Dynamik der oleochemischen Lieferkette zu verstehen, von der Marktknappheit bis zu den besonderen Herausforderungen der Rückverfolgbarkeit von Derivaten.

Auch wenn die EUDR eine Chance ist, die Transparenz in diesem Sektor zu verbessern, ist es wichtig, dass der Zugang der Kleinbäuerinnen und -bauern zum EU-Markt erhalten bleibt. “Wenn wir die Kleinbauern einbeziehen, können wir viele Dinge vor Ort verändern”, sagte Rukaiyah Rafik, Leiterin des FORTASBI-Sekretariats. Unternehmen, die Kleinerzeugende ausschließen, um das Risiko in ihrer Lieferkette zu verringern, trügen nicht zur Lösung des Problems der Entwaldung bei. Um die Einbeziehung von Kleinbäuerinnen und -bauern zu gewährleisten und andere soziale und ökologische Fragen gemeinsam mit allen relevanten Interessengruppen anzugehen, werden Lanschafts- und jurisdiktionale Ansätze eine wichtige Rolle spielen.

Ein positiver Wandel erfordert sowohl freiwillige Maßnahmen wie den vorwettbewerblichen Dialog, Zertifizierung und finanzielle Investitionen als auch verbindliche Maßnahmen wie die EUDR.

Innovation Fair

Auf dem SPOD 2023 fand auch die diesjährige Innovation Fair statt, die von Sustainable Palm Oil Choice (SPOC) und Wageningen University & Research organisiert wurde. Acht Innovator*innen stellten ihre Konzepte den Teilnehmenden vor, die für das vielversprechendste abstimmten.

Der Gewinner der Innovationsmesse war Palmas del Ixcan aus dem Norden Guatemalas: ein agroindustrielles Unternehmen, das sich dem nachhaltigen Anbau von Palmöl in enger Zusammenarbeit mit Kleinbäuerinnen und -bauern widmet.

SPOD 2023 wurde gemeinsam von Rundtable for Sustainable Palm Oil (RSPO), IDH, Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP) und Initiative für nachhaltige landwirtschaftliche Lieferketten (INA) organisiert.

HINTERGRUND

Mit der EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte soll sichergestellt werden, dass bestimmte in der EU verbrauchte Agrarrohstoffe nicht zu Entwaldung oder Waldschädigung geführt haben und im Einklang mit den einschlägigen Rechtsvorschriften des Produktionslandes erzeugt wurden. Zu diesem Zweck müssen die Unternehmen Sorgfaltspflichten für Palmöl und sechs weitere Rohstoffe sowie bestimmte Folgeprodukte erfüllen.

Titelbild: © NÓI CREW